Eines der wichtigsten World Music Festivals geht alljährlich in Thüringen über die Bühne.
Am Ufer der Saale liegt die thüringische Kleinstadt Rudolstadt. Eingebettet in einem waldumgebenen Tal findet dort alljährlich im Sommer das größte Festival für Roots, Folk und Weltmusik Deutschlands statt. Hervorgegangen ist es aus einem Tanzfestival, das 1955 in der DDR begann. Heute ist das Rudolstadt-Festival derart populär, dass nur mehr Tickets für alle vier Tage erhältlich sind, und selbst die sind binnen kurzer Zeit ausverkauft. Kein Wunder, das Programm ist derart spannend und abwechslungsreich, dass hier der Platz fehlt, auch nur einen kleinen Teil der 2018 aufgetretenen Musikerinnen und Musiker angemessen zu würdigen.
Freigeist des Flamencos. Stellvertretend für alle anderen sollen hier dennoch einige Acts des letztjährigen Festivals erwähnt werden. Etwa Diego el Cigala, ein Spanier, ein Freigeist des Flamencos und einer seiner kreativsten Interpreten, mit seinem kubanischen Trio. Oder Mashrou` Leila, ein libanesisches Ensemble und eine in mehrerer Hinsicht aufsehenerregende Band. Einerseits populär wegen ihres eingängigen Electro-Pop, äußern sie sich zu heftig diskutierten Themen wie politische Freiheiten, Religion oder einer zeitgemäßen arabischen Identität.
El Gusto ist ein algerisches Orchester. Es spielt Chaabi, die Volksmusik Algiers, die Ende des 19. Jahrhunderts in der dortigen Kasbah aus Berber- und arabo-andalusischer Musik entstand. Die jüdischen und muslimischen Mitglieder des Ensembles sind die Gralshüter dieser Tradition und gleichzeitig ein Versprechen für die Zukunft.
Elida Almeida begeistert als neue Stimme der Kapverden. Ihre Stimme ist ausdrucksstark und kraftvoll, gleichzeitig warm und voller Emotionen. Ihr Leben hat darin hörbar Spuren hinterlassen. Und dazu wird auch jede Menge europäische und US-amerikanische Musik geboten, wie jene von Graham Nash.
Rückblick und Ausblick. Nachzuhören ist das nun alles auf einem Sampler mit noch viel mehr Live-Mitschnitten, der einen atmosphärisch durchaus dichten Streifzug durch das viertägige Konzertprogramm liefert. Zwei CDs, eine DVD und ein ausführliches, fein gestaltetes Booklet geben einen Einblick in das Rudolstadt-Festival mit seinen vielen Facetten.
Die zweite CD ist Estland gewidmet, das 2018 im Mittelpunkt des Festivals stand. Hier präsentieren sich die Folkies Curly Strings neben dem schrägen Duo Puuluup, die Sounds von Mari Kalkun stehen im Kontrast zu den Klanglandschaften einer Maarja Nuut. Zusätzlich liefert die DVD stimmungsvolle Bilder.
Die diesjährige Ausgabe des Festivals geht von 4. bis 7. Juli über die Bühne. Länderschwerpunkt ist diesmal der Iran, zehn Ensembles werden dann sowohl die reiche persische Tradition als auch die aktuelle Musikszene des Landes präsentieren.
Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des -„Concerto“, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.
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